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Die vier Prinzipien des Wandels

In der buddhistischen Psychologie werden die vier Grundlagen des Wandels Erkennen, Akzeptieren, Erforschen und Nicht-Identifizieren genannt. Die Beachtung dieser vier Prinzipien hilft uns unsere Schwierigkeiten zu verwandeln. Sie stellen also ein Weg zur Lösung akuter Probleme dar. Gleichzeitig sind die vier Prinzipien aber auch ein lebenslanger Schulungsweg.

1. Erkennen ist das ertse Prinzip der Wandlung. Wenn wir in unserem Leben etwas verändern wollen, müssen wir zunächst die Stärke aufbringen, uns anzushen, was ist. Dies ist ein nur scheinbar einfacher Schritt, da die Realität sehr schmerzhaft sein kann. Das Erkennen eröffnet uns einen Ausweg aus dem Leugnen, das unsere Freiheit untergräbt. Der getriebene, stresserfüllte Manager, der sich eine Illusion darüber macht, was ihn dieser Lebensstil auf Dauer kostet, ist nicht frei, genausowenig wie der Diabetiker, der die Krankheit seines Körpers leugnet. Wann immer wir aber erkennen und aushalten, was ist, stellt sich eine kraftvolle Offenheit ein.

2. Akzeptieren ist das nächste Prinzip der Wandlung. Durch Akzeptieren entspannen wir uns und nehmen an, was ist. Das ist wichtig, denn mit dem Erkennen kommt leicht eine subtile Form der Abneigung auf, ein gewisser Widerstand, der Wunsch, es wäre alles anders. Akzeptieren bedeutet nicht, passiv zu sein, sondern wenn wir etwas akzeptieren, ist dies eine bewusste Hinwendung zu dem, was wir vorfinden. Wenn wir uns mit Achtung und Respekt unseren individuellen Problemen oder auch gesellschaftlichen Mißständen zuwenden, können wir viel eher etwas Positives erreichen, als wenn wir aus Abneigung und Ablehnung heraus handeln.

3. Erforschen als drittes Prinzip ergibt sich ganz natürlich aus dem Erkennen und Akzeptieren. Wenn wir das Problem bemerkt und angenommen haben, verspüren wir den Wunsch, uns intensiver damit zu befassen. Wir wollen die Zusammenhänge und Ursachen des Problems verstehen. Wenn wir irgendwo feststecken, dann liegt das meist daran, dass wir die Natur unserer Erfahrung nicht gründlich genug erforscht haben. Nach buddhistischer Psychologie kann man vier Bereiche menschlicher Erfahrung Unterscheiden: Körper, Gefühle, Geist und Dharma (Sinn). Welche körperlichen Signale, welche Gefühle, Gedanken und Bilder können wir bei der Beschäftigung mit dem Problem wahrnehmen? Und: Gelingt es uns die höhere Wahrheit des Problems, den Sinn, zu erfassen?

4. Nicht-Identifizieren bedeutet damit aufzuhören, das Poblem als "Ich" oder "mein" zu betrachten. Wir erkennen, dass unsere Identifikation Abhängigkeiten und Ängste schafft. Wenn wir uns der Praxis der Nicht-Identifikation widmen, untersuchen wir jeden Bewußtseinszustand bzw. jede Erfahrung: "Bin ich das wirklich?" Bald enthüllt sich uns das Offene, Augenblickshafte unserer Identität. Dann können wir loslassen und kommen in einen ruhigen und befeiten Zustand. In diesem Zustand können uns auch Lösungen für ganz konkrete Probleme "einfallen", an die wir bisher nicht gedacht hatten.

Literaturempfehlung: "Das weise Herz - Die universellen Prinzipien buddhistischer Psychologie", Jack Kornfield, Arkana, München 2008