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Findet uns das Glück?

Die Suche nach dem Glück ist ein Phänomen, das zum menschlichen Leben gehört. Jeder Mensch möchte glücklich sein. Doch Glück, wie auch Liebe oder Sinn, sind nicht herstell- oder planbar. Aber wir können uns für ein tiefes Erleben von Glück offen halten, sodass uns das Glück leichter finden kann.

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"Das beste Mittel, das Glück zu verpassen, besteht darin, es zu suchen", sagt Paul Claudel. Das Suchen nach Glück in möglichst naheliegender Zukunft versperrt eher die Tür zum Glück als dass es sie öffnet. Die Vorstelllung, wenn ich dieses oder jenes erreicht habe, dann werde ich glücklich sein, erweist sich immer als Täuschung. Im Gegenteil, diese Vorstellung engt meinen Blick ein und lässt mich nicht mehr offen, präsent und achtsam für das gegenwärtige Geschehen sein.

"Nun schaut der Geist nicht vorwärts, nicht zurück; die Gegenwart allein ist unser Glück" (Goethe, Faust II). Glück ist ein Zustand innerer Erfüllung, der nicht durch die Befriedigung des Verlangens nach äußeren Dingen entsteht. Glück und Leid sind sich oft näher als Glück und äußerer Reichtum. Das soll aber nicht bedeuten, dass der Weg zum Glück über das Leid führen muss. Dies würde an einen Verrückten erinnern, der sich mit dem Hammer auf den Kopf schlägt, um sich besser zu fühlen, wenn er damit aufhört. Nein, gemeint ist, dass gerade die vorbehaltlose Offenheit für das Hier und Jetzt dem Glück den Eintritt in die Seele ermöglicht. "Willst Du immer weiter schweifen? Sieh das Gute liegt so nah. Lerne nur das Glück ergreifen, denn das Glück ist immer da." (Goethe, Erinnerungen)

Zum Glücklichsein gehört gleichzeitig auch die Erfahrung, dass ich mit meinen eigenen Kräften mein Leben positiv beeinflussen kann. Der Einsatz, den ich für die positive Gestaltung meines Lebens erbringe, ist soetwas wie eine Liebeserklärung an das Leben. "Arbeit, Arbeit! Wie glücklich fühle ich mich, wenn ich arbeite!" (Tolstoi, Tagebücher). Diesen Ausruf kann man auf jegliche Form von Arbeit beziehen: Arbeit an einer Sache, Arbeit an mir selbst, Arbeit an meinen Beziehungen.

"Himmelhoch jauchzend, zum Tode betrübt - Glücklich allein ist die Seele die liebt" (Goethe, Klärchen in Egmont). Eine große Quelle des Glücks ist die Liebe. Jede Form menschlicher Beziehungen kann von Liebe durchdrungen sein - Liebe in der Partnerschaft, in der Familie, in Freundschaft und Gemeinschaft, aber auch Liebe zur Natur, zur Kunst, Wissenschaft un Philosophie, zur Umwelt, zum Kosmos. Immer handelt es sich um eine tiefe Verbindung, die sich durch Hingabe auszeichnet. Die Hingabe ist zugleicht ein Akt als auch ein Resultat der sich ereignenden Liebe. Nur wer sich hingibt, den kann die Liebe finden.

Vgl. Rubner, Eike; "Hans im Glück", oder: Sei deines eigenen Glückes Schmied!; in Heft: Themenzentrierte Interaktion 1/2013 S. 26-35